Chefsache

Viele Unternehmer im Handwerk glauben, die Investition in den Betrieb sei die beste Altersvorsorge. Experten raten aber dazu, die Rücklagen für die Rente unabhängig von der Firma zu organisieren.

 

Von Jens Gieseler

„Als Handwerker mit eigenem Betrieb haben Sie vom Staat im Alter nichts zu erwarten - jedenfalls, wenn Sie nicht freiwillig eingezahlt haben“, sagt Dieter Homburg. Der Autor des Buches „Altersvorsorge für Dummies“ denkt aber auch, dass das letztlich sogar zum Vorteil werden kann: Schließlich müssen auch die Angestellten ziemlich alt werden, damit sie ihre Beiträge zur Rentenkasse am Ende wieder heraushaben. „Als Unternehmer haben Sie den Vorteil, dass Sie Ihre Altersvorsorge komplett eigenständig organisieren können“, so der Finanzfachmann. Rentabel angelegt, kann sich so jeder Cent lohnen.

Die Risiken absichern

Beginnen sollten Selbstständige zunächst mit der Risikoabsicherung. „Das ist sozusagen das Fundament, auf dem Ihr Altersvorsorge-Haus steht“, vergleicht Homburg. Denn die staatliche Berufsunfähigkeit greift beim selbstständigen Handwerker ebenfalls nicht. Überhaupt seien „kleinere“ Selbstständige laut Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) zu schlecht für das Alter abgesichert: Der Sozialrat der Bundesregierung schätzt, dass im vergangenen Jahr „bis zu drei Millionen Selbstständige ohne obligatorische Alterssicherung“ waren.

Experten empfehlen deshalb, in eine Versicherung zu investieren, die die Berufsunfähigkeit abdeckt und ein ausreichend hohes Krankentagegeld zahlt, wenn Handwerker längerfristig krank oder sogar berufsunfähig werden. Wer gut vergleicht, kann solche Absicherungen oft schon für überschaubare Montagsbeiträge bekommen.

Bestehende Verträge gehören von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand, denn sie sind als Investition für sich selbst und die nächsten Angehörigen zu sehen. „Meist sind die finanziellen Folgen eines Ernstfalles weitaus gravierender als der Konsumverzicht, um die Beiträge zu zahlen“, so der Autor mit dem Abschluss Masterconsultant in Finance. Verbraucherschützer raten zu einer Haftpflicht-, Berufsunfähigkeits-, Risikolebens- und Krankenzusatzversicherung. Insgesamt belaufen sich hierfür die Beiträge auf 75 bis 150 Euro pro Monat, je nach Eintrittsalter und Risiko.

Zweitens sollten Betriebsinhaber oder Ein-Mann-Unternehmer die Altersvorsorge zur Chefsache machen. „Schieben Sie das Thema nicht länger auf - wenn Sie sich nicht um Ihre Absicherung kümmern, tut es auch kein anderer“, fordert Homburg. Auch, wenn der Betrieb (noch) nicht viel abwirft, sollten etwa 20 Prozent des Einkommens dafür verwendet werden. Eine unabhängige Beratung beispielsweise bei der Handwerkskammer kann außerdem ein erster Ansatz sein, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Vorsorge vom Betrieb unabhängig

Alles, was Sie für die Rentenvorsorge zurücklegen, sollte auf ein separates Konto fließen. „Am besten werfen Sie dann alle PINs, TANs und EC-Karten aus dem Fenster“, meint Buchautor Homburg. Was Selbstständige zurücklegen, sollte nicht auf dem Geschäftskonto liegen und langfristig angespart werden. Diese Rücklage sollte auch nicht als Notgroschen missbraucht werden, wenn die Firma mal in Schieflage gerät: „Es ist Ihr ganz privates Geld, das einmal Ihren Ruhestand sichert.“ Auch betriebswirtschaftlicher Berater Stefan Maier von der Handwerkskammer Region Stuttgart glaubt, dass die Altersvorsorge vom Betrieb unabhängig organisiert sein sollte.

Von der gesetzlichen Rentenversicherung rät Homburg Selbstständigen meist ab. Mit der freiwilligen Einzahlung in den Staatstopf tun Unternehmer zwar der Gesellschaft etwas Gutes, längst aber nicht immer sich selbst. „Sie müssen in der Regel sehr alt werden, um die eingezahlten Beiträge ohne Zinsen zurückzubekommen“, so der Autor. Besser also selber anlegen. Bei guter Anlage konnte man auch in den letzten 20 Jahren dafür gute Zinsen erhalten: Vermögensverwalter haben mit langfristigen Anlagen im Schnitt sechs bis sieben Prozent Zinsen erwirtschaftet - trotz aller Krisen.

Wer schon einige Jahre in die staatliche Rente eingezahlt hat und nur noch die Pflichtjahre braucht, sollte diese allerdings auch vollmachen. Außerdem ist es besser, beim Staat freiwillig einzuzahlen, als gar nicht vorzusorgen. Generell raten beide Experten Handwerkern aber dazu, sich bei der Altersvorsorge auf mehrere Beine zu stellen.

Die Strategie ständig überprüfen

Ein Betrieb ist keine Altersvorsorge. Auch, wenn Handwerker Teilhaber bleiben, verpachten oder den Laden verkaufen, muss nicht das herauskommen, was ein Selbstständiger für ein gutes Leben im Ruhestand benötigt.

„Wer einen gut laufenden, modernisierten Betrieb veräußert, kann auf seine Kosten kommen“, weiß Maier. Sicher sei das aber nicht. Schließlich kämpfen heute viele Inhaber um die Nachfolge oder müssen, wenn es so weit ist, günstig verkaufen. Verquickungen mit dem privaten Bereich - beispielsweise bei Immobilienbesitz, der nach der Rente vom Betriebsvermögen ins Private übergehen soll - kosten außerdem Steuern und können den Wert des Betriebes mindern. „Das Polster für später sollte vom Betrieb unabhängig sein“, sagt Finanzberater Homburg.

„Handwerker sollten ihre Strategie im Übrigen nach jedem größeren Ereignis in ihrem Leben auf Tragfähigkeit prüfen - Kinder, Scheidung und Krankheit ändern die Bedürfnisse genauso wie neue Geschäftsfelder und die gestiegene Mitarbeiterzahl“, so der Buchautor. „Haben Sie sich gut mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt und sind solide abgesichert, sollten Sie unbedingt auf sich selbst achten. Damit Sie das Angesparte im Alter auch genießen können“, rät Homburg. |

 

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